GOJOE

Deutscher Titel
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Alternativ-Titel
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  Land : Japan   Regie : Sogo Ishii
  Jahr : 2000   Produzent : Takenori Sento
  Laufzeit : 137 min.   Drehbuch : Sogo Ishii & Goro Nakajima
  Format : 1.85:1   Kamera : Makoto Watanabe
     Schnitt : Shuichi Kasesu
     Musik : Hiroyuki Onogawa

Darsteller
Daisuke Ryu * Tadanobu Asano * Masatoshi Nagase
Ittoku Kishibe
* Jun Kunimura * Masakatsu Funaki




Japan im 12. Jahrhundert. Seit vielen Jahren tobt ein verlustreicher Krieg zwischen den Clans der Genji und der Heike (sprich : "Hey-Ke"). Nun, da nahezu alle Krieger der Genji abgemetzelt worden sind, stehen die Heike kurz vor dem
Sieg, doch immer wieder kommt es des Nachts an der Gojoe-Brücke nahe der Hauptstadt Kyoto zu unheimlichen An-griffen eines übermächtigen Dämonen, der bereits hunderte Heike-Krieger auf dem Gewissen hat und die Oberhäupter des Clans vor ein Rätsel stellt.

Auftritt Benkei (Ryu Daisuke), ein ehemals berüchtigter und gefürchteter Schlächter, der mittlerweile ein zurückgezoge-nes, friedliches Leben als Mönch führt.
Doch eine religiösen Vision und ein Brandzeichen auf seiner Brust offenbaren
ihm seine vorbestimmte Rolle als leuchtender Gegenpart des blutrünstigen Dämonen. Ausgerüstet mit dem mystischen Schwert "Demon Slayer" muss er sich auf die Suche nach wahrer Erleuchtung begeben, um letztendlich über das Böse triumphieren zu können...






Sogo Ishii (ANGEL DUST (1994), LABYRINTH OF DREAMS (1997)) nimmt sich mit GOJOE einer populären japanischen Sage an und präsentiert den Kampf zwischen Gut und Böse als teures, aufwendig inszeniertes Epos inklusive exzellenter formaler Gestaltung mit umwerfenden Bildern von atemberaubender Schönheit und einem außergewöhnlichen Score.

Allein der grandiose Auftakt, in
dem vor Angst zitternde Wachen der Heike zu schweren, donnernden Drums von einem unsichtbaren Feind der Reihe nach einen Kopf kürzer gemacht werden, und die spannend gestalteten Eröffnungs-Credits lassen einen vor Bewunderung regungslos im Kinosessel erstarren.

Schon zu Beginn macht sich bemerkbar, dass trotz der
Fantasythematik alles relativ nahe am Boden der Realität bleibt, sowohl im Sinne der Geschichte, als auch im Sinne der visuellen Gestaltung. Der Dämon entpuppt sich recht früh als Schwertkämpfer in Menschengestalt, auf vordergründigen Effekt-Klimbim wird verzichtet und bunte Magie-Duelle aus dem Computer bleiben (mit einigen wenigen Ausnahmen) aus.




Mit priesterlichem Beistand im Hintergrund liefern sich die verschiedenen Parteien erbitterte Schlachten mit Schwertern, Lanzen und Bogenschützen, doch wer übernatürliches Rumgefliege oder Wire Work-Akrobatik mit hohen Schaueffekten erwartet, wird ebenso enttäuscht werden, wie jemand, der auf realistisch durchchoreografierte Schwert-Duelle hofft.

Wenn sich der Prinz der Dunkelheit mit ausdrucksloser Mine in minutenlangen Schlitzorgien durch die dichten Reihen seiner Feinde säbelt, ersticken Kamera-Hektik, ruckelige Close-Ups und Stakkato-Schnittfolgen jedes Bisschen Über-sichtlichkeit bereits im Keim. Natürlich hat auch diese Herangehensweise ihren Reiz, doch wer schon beim Action-Dauerfeuer von SHIRI (Süd Korea 1999) zuviel bekommen hat, wird sich hier höchstwahrscheinlich die Haare ausreißen.

Die
rasenden Actionszenen passen ohne Frage ins Konzept des Films, doch warum nun die ganzen Kriegerhorden und Elite-Kämpfer gegen ihren gnadenlosen Gegner nicht den geringsten Hauch einer Chance haben, ist dabei leider nicht wirklich ersichtlich. Doch wenn man sich erst einmal damit abgefunden hat, funktioniert GOJOE wirklich ausgezeichnet !




Die Atmosphäre stimmt, alles bleibt, wie erwähnt, relativ nahe am Boden. Stimmung und Ambiente erinnern zuweilen an das (immerhin) in dieser Hinsicht gelungene Wikinger-Debakel THE 13TH WARRIOR (USA 1999), und auf der Ebene des Übernatürlichen, bzw. dem Stellenwert von Magie fällt mir spontan NANG NAK (Thailand 1999) ein, der ebenfalls ohne einen Berg an Special Effects auskam und von seiner bodenständigen Herangehensweise ebenfalls nur profitieren konnte.

Ein leuchtendes Beispiel ist hier zweite Konfrontation zwischen Benkei und seinem Gegner, die im Gegensatz zur ersten
auf rein
geistiger Ebene stattfindet. Beschwörungsformeln und Gebete murmelnd dringt der Mönch tiefer und tiefer in den dichten Wald ein, wobei er als spirituelle Schutzmaßnahme immer wieder weiße Muscheln in das Dickicht vor ihm wirft. Plötzlich hält er inne - Sein Gegner hat seine Präsenz längst gespürt. In einer exzellent gestalteten Sequenz von tiefster Ruhe und intensiver Erwartung kommt es schließlich zum spannenden geistigen Kräftemessen...




Die bewundernswerte Ergänzung von Stille und meditativer Ruhe auf der einen Seite und intensiver Spannung und wilder Raserei auf der anderen Seite zieht sich durch den ganzen Film und verleiht dem Werk eine besondere Größe und Erhabenheit, die vielen anderen Produktionen abgeht. Neben der durchweg ernsten Behandlung der Geschichte und dem Verzicht auf rein oberflächliche Coolness macht dieses einen der großen Reize von GOJOE aus.

Leider wurde für den nicht-japanischen Markt eine stark gekürzte Fassung ins Rennen geschickt, die viele der ruhigeren Sequenzen vermissen lässt und dem Film als ganzes etwas von seiner Besonderheit nimmt. Bedauerlicherweise ge-schieht dies auch noch auf eine dermaßen "geschickte" Art und Weise, dass man als Konsument der kurzen Fassung gar nicht genau erfassen kann, wo denn nun etwas nicht so richtig stimmt... Wirklich eine Schande. Mal wieder. (ab)

Wertung    




Bislang ist nur ein 2 DVD-Set aus Japan zu haben, das den Film in seiner ungekürzten Originalfassung enthält. Geboten werden drei Audiotracks in DD 5.1, DD 5.1 EX und DTS, leider OHNE englische UT ! Zusätzlich gibt's eine weitere Ton-spur mit einem Audiokommentar. Auf der zweiten Disc befinden sich zahlreiche Extras.


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